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Endlich Spannend Präsentieren

Was bleibt von Vorträgen, wenn Redner auf Ihre heiß geliebten Bulletpoints verzichten? Eine Menge!
Veröffentlicht am 10.05.2019

Was bleibt von Vorträgen, wenn Redner auf Ihre heiß geliebten Bulletpoints verzichten? Eine Menge!

„Wer etwas zu sagen hat, der braucht keine Powerpoint.“ Dieser Satz stammt von einem, der sich mit seinen Vorträgen für alle Zeiten in den Redner-Olymp katapultiert hat. Denn wenn der charismatische Apple-Chef Steve Jobs das Wort ergriff, lauschten alle gebannt seinen Worten – obwohl er auf Bulletpoints fast vollständig verzichtete.

Ist ein Leben ohne Powerpoint möglich?

In Ihrem Plädoyer „Schafft die Powerpoint ab“ schreibt die SZ-Redakteurin Larissa Holzki, dass Angestellte und Freiberufler etwa hundert Stunden im Jahr damit vergeuden, Powerpoint-Präsentationen vorzubereiten. Und das, obwohl zwischenzeitlich dank wissenschaftlicher Untersuchungen erwiesen ist, dass Zuhörer sich nur unwesentlich mehr merken, wenn sie die wichtigsten Argumente mitlesen können. Larissa Holzki empfiehlt: „Wer gehört werden will, darf keine Powerpoint zeigen. Wenn Menschen eine Folie anschauen, können Sie später möglicherweise die gebeamten Sätze erinnern, aber nicht, was dazu gesagt wurde, auch das haben die Tests ergeben“. Es lohne also eigentlich gar nicht, Schülern und Studenten beizubringen, wie sie sich und ihre Unsicherheit hinter bunten Schriftarten und kreativen Seitenwechseln verstecken. Viel besser wäre es, ihnen beizubringen, mit echter Aufmerksamkeit umzugehen. „Wer Karriere machen will, muss ein Interesse daran haben, wahrgenommen zu werden. Beides geht nur ohne Folie“, fasst die Journalistin ihre Argumente zusammen.

Große Langeweile dank PPT

Der Rhetoriktrainer Matthias Pöhm, setzt auf die 100 Stunden Vorbereitungszeit für PowerPoints noch einen drauf: Er rechnet die Stundenlöhne von mental abwesenden Vortragszuhörern zusammen und landet für Deutschland bei etwa 250 Millionen Euro, die jährlich bei langweiligen Powerpoints-Präsentationen in Bilanzmeetings vergeudet werden. Also hat er im Jahr 2011 in der Schweiz die „Anti-Powerpoint-Partei“ gegründet. Diese versteht sich nach eigenen Angaben als Anwalt der schätzungsweise 250 Millionen Bürger weltweit, die bei langweiligen Präsentationen in Unternehmen, in der Universität oder in der Ausbildung zwangsweise anwesend sein müssen und die bisher keine politische Vertretung gefunden haben. „Hört auf mit betreutem Lesen“, lautet ihr Motto. Doch welche Alternativen gibt es?

Freies Sprechen bündelt Aufmerksamkeit

Matthias Pöhm hat zwei Vorschläge: Entweder, der Sprecher hält seine Präsentation frei, oder er nutzt anstelle der PowerPoint das Flipchart. Der Rhetoriktrainer empfiehlt: „Lassen Sie die Textfolie ganz weg und sprechen frei. Ja, wirklich frei, ohne jegliche Unterstützung durch eine Textfolie. Nichts im Hintergrund lenkt die Aufmerksamkeit ab.“ Anders sei es hingegen mit Powerpoint-Präsentationen zur vermeintlichen Unterstützung: Weil der Redner diese als Stichwortgeber benutzt, passt er seine eigentlich anschauliche Sprache an das dort fixierte Akademikerdeutsch an. Dem kann das Publikum nur schwer folgen und verabschiedet sich folglich mental aus dem Vortrag. Der Erfahrung des Rhetoriktrainers nach zu urteilen erzielt ein so gehaltener Vortrag drei bis fünf Mal weniger Wirkung, als ein freier.

The Return of the Flipchart

Die zweite Alternative zur Powerpoint kommt auf den ersten Blick viel weniger modern und beeindruckend daher. Denn für das Arbeiten mit Flipchart braucht es nur einen großen Block Papier und verschiedene Stifte. „Powerpoint wird fast niemals einen echten Menschen schlagen, der am Flipchart etwas kreiert. Denn die Wirkung der Darstellung wird nicht durch das fertige Ergebnis erzeugt sondern durch den Akt des Erschaffens des Ergebnisses“, ist Pöhm überzeugt. Darin liege die Wirkung, und nicht im Ergebnis selbst. „Deshalb funktioniert Powerpoint vom Prinzip nicht. Es wird nichts von einem Menschen erschaffen.“ Einen weiteren Vorteil dieser Methode sieht der Experte darin, dass sich Publikum nur dann bewegen kann, wenn der Redner sich selbst bewegt. „Am Flipchart bewegt sich ein echter Mensch, nicht Bits und Bytes – und das bewegt Menschen.“

Lernen von Apple-Chef Steve Jobs

Trotz aller guten Argumente gegen die Powerpoint-Präsentation gibt es immer noch Dozenten, Manager und Redner, die hartnäckig an ihr festhalten. Doch auch sie können ihrem Publikum etwas Gutes tun, indem sie sich an dem orientieren, was der verstorbene Apple-Chef Steve Jobs vorgemacht hat. Er zeigte nämlich ausschließlich auf das nötigste reduzierte Folien. Überschrift? Fehlanzeige! Quellenangabe? Nope! Logo? Auf keinen Fall! Ihm reichte das einsame Foto eines iPods oder eine Zahl, die sich über den ganzen Bildschirm erstreckt. Nur so lange, wie er von dem Gezeigten redete, ließ er die Folie angeknipst – im Idealfall waren das gerade einmal drei Sekunden. Danach knipste er das Bild aus und hatte wieder die volle Aufmerksamkeit seiner Zuhörer versammelt auf seiner Person.