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Mosaik-Karriere: wenn der Lebenslauf „bunt“ erscheint

Er ist längst keine Ausnahme mehr - der „bunte Lebenslauf“. Bis vor 30 Jahren war es noch üblich, einen nahezu stringenten Berufsweg zu gehen. Von der Ausbildung direkte Übernahme vom Arbeitgeber und dann in dem gleichen Unternehmen die Karriereleiter bis nach oben klettern. Oder zumindest in ein und derselben Branche über 40 Jahre beruflich tätig sein. Heute wandelt sich unsere Arbeitskultur in diesem Punkt zunehmend. Immer weniger Leute können von sich behaupten, einen „geradlinigen“ Berufsweg gegangen zu sein und selbst Branchenwechsel oder zweite Ausbildungswege gehören zu den nicht mehr seltenen Phänomenen. Bei einer Neueinstellung wirft eine sog. Mosaik-Karriere dennoch Fragen auf, denn für ein wechselhaftes Berufsleben kann es mehrere Gründe gründen. Und Personaler wollen dem nach wie vor gern auf den Grund gehen. Wie Sie sich trotz oder gerade wegen eines „bunten Lebenslaufs“ optimal bewerben, stellen wir in diesem Beitrag vor.
Veröffentlicht am 05.03.2021

 

Gehört Ihr Berufsweg zur Mosaik-Karriere?

Am Anfang oder sogar in der Mitte Ihres Lebenslaufs finden sich einige Praktika- und Aushilfsstellen? Mit Anfang 30 haben Sie noch einmal eine Umschulung absolviert? Oder mit Ihrem BWL-Studium die letzten 3 Jahre als Programmierer in einer IT-Agentur gearbeitet?
Oft liest man, dass besonders die junge Generation Y mit bunten Lebensläufen aufwartet. Das hat auch durchaus seine Berechtigung, schließlich macht es unser Arbeitsmarkt der letzten 20 Jahre besonders Berufseinsteigern schwer, Fuß in einem passenden Unternehmen zu fassen.
Doch auch erfahrenen Karrieristen bietet unser heutiges Arbeitsverständnis längst nicht mehr die Sicherheit, die es einst gab. Unternehmen wollen sich in der Praxis immer weniger langfristig binden, versuchen Aufgabenfelder durch Praktikanten oder über befristete Projektstellen abzudecken und so wenig Verpflichtungen wie möglich einzugehen - oft aus Angst, unpassende Bewerber zu rekrutieren.
Die Folge: Immer mehr „bunte Lebensläufe“, die sich auf dem Arbeitsmarkt tummeln und trotzdem noch überwiegend kritisch beäugt werden.
Deswegen gilt: Ein „bunter Lebenslauf“ sollte bei einer Neubewerbung immer erklärt werden können. Bereiten Sie sich also darauf vor! Denn jeder Lebenslauf, der von einer „klassisch-linearen“ Karriere abweicht, ist für Außenstehende schwer zu verstehen.
Das birgt Risiken für den Bewerber - aber auch Chancen.

Bewerben mit Mosaik-Karriere - Kein Grund etwas zu verstecken.

In unserem VLOG berichtet das biema Kompetenzteam immer wieder aus den Praxiserfahrungen als Placement-Agentur.

https://youtu.be/Rs-qOcLXt0U

Chancen und Risiken für „bunte Bewerber“

Ganz egal, wie Sie selbst Ihren bunten Lebenslauf beurteilen oder wie es zu ihm kam, können Sie aus ihm Stärken für sich ableiten. Dafür sollten Sie sich aber der Schwächen, die andere darin lesen könnten, bewusst sein. Grundsätzlich sollten Sie sich selbst klar sein, wie es zu Ihrer Mosaik-Karriere kam. Ist sie bewusst gewählt oder „unglücklicherweise“ zu Stande gekommen? Stehen Sie zu Ihrem Lebenslauf und können Ihre Entscheidungen selbstbewusst vertreten? Machen Sie sich die Pro- und Contras in der Beurteilung eines „bunten“ Lebenslaufes bewusst:

Positive Interpretation einer Mosaik-Karriere:
Ehrgeiz, Selbstständigkeit und Risikobereitschaft
Verfolgung eigener Ziele
Keine Lebensführung nach Normen
Auseinandersetzungsbereitschaft (auch mit Freunden und Familie)
Selbstbestimmter Karriereaufbau
Flexibel und bereit, sich in immer wieder neue Situation, Aufgabenfelder und soziale Gruppen zu integrieren‚
Anpassungsfähigkeit und Einsatzbereitschaft

Negative Wertungen, die unterstellt werden könnten:
Zwanghafter Wechsel durch Inkompetenz
Mangelnde Einsatzbereitschaft
Bei Problemen Stellenwechsel, statt mit an zukunftsorientierten Lösungen zu arbeiten
Mangelnde Ambitionen (wenn es sich um wahllose Jobs oder Mini-Jobs handelt)
Unstete Lebensführung, keine stabile, private Basis keine Planungssicherheit, da sprunghaft
Zu selbstständig/ eigener Kopf, nicht teamfähig
Kein Ehrgeiz oder überehrgeizig

Die Punkte widersprechen sich?
Ja! Genau das ist das Problem, wenn eine Bewerbung von der Norm abweicht. Sie lässt sich schwer für einen Außenstehenden einschätzen. Deswegen machen Sie es den Entscheidern leichter und nutzen Sie das Anschreiben, um Ihren Lebenslauf zu erklären, ohne sich dabei zu rechtfertigen.

Schon im Bewerbungsschreiben kritische Fragen vorwegnehmen

Eine Mosaikkarriere zählt, trotz der zunehmenden Fälle, oftmals immer noch nicht zu den Lieblingen von Personalern. Das hängt zwar auch von der Branche ab (in kreativen Branchen sind sie üblicher als in Behörden), sollte aber grundsätzlich bedacht werden.
Das Anschreiben sollten Sie daher nutzen, um diesen Vorurteilen schon zu begegnen, ohne sie konkret zu benennen oder in Rechtfertigungen zu verfallen.
Nutzen Sie Ihren „bunten Lebenslauf“, um Fachkenntnisse und Qualifikationen sowie deren Anwendung in verschiedenen Bereichen darzulegen.
Wenn Sie zwischen verschiedenen Branchen gewechselt sind, zeigen Sie auf, wie diese für
Sie miteinander zusammenhängen.
Das Wichtigste dabei: Beschreiben Sie immer auch, wie Sie gedenken all Ihre vielfältigen Erfahrungen und Kenntnisse gewinnbringend in das neue Unternehmen einzubringen.
Zögern Sie auch nicht, Ihre Motivation darzulegen. Ein unsteter Lebenslauf erweckt nicht
selten den Eindruck, der Bewerber würde ziellos durch den Arbeitsmarkt streifen.
Kein gutes Argument für eine Festanstellung. Deswegen sollten Sie Ihre Motivation, gerade auf dieser Position für dieses Unternehmen zu arbeiten, bewusst hervorheben.
Warum bewerben Sie sich? Was erwarten Sie von der Stelle und dem Unternehmen?
Wie passt es, trotz vieler Veränderungen, in Ihren bisherigen Lebenslauf? Und wo wollen Sie mit dieser Position vielleicht noch hin?
Für unbefristete Stellen eine extrem wichtige Frage.
Denn wenn Sie dem Personaler oder Entscheider vermitteln, dass Sie nur auf dem nächsten Sprung sind, wird es eher schwierig mit einer Anstellung.
Sprechen Sie daher langfristige Ziele konkret an und schaffen Sie eine Vertrauensbasis.

Tipp am Rande:
Oft wird von Unternehmen ein klassischer bzw. chronologischer Lebenslauf verlangt. In diesem fallen Wechsel und Lücken sofort auf.
Falls diese Form nicht verlangt wird und Sie mit einer Mosaik-Karriere aufwarten, probieren Sie doch einmal einen thematischen Lebenslauf aus.
Hierbei schlüsseln Sie nach Themen geordnet Ihre Berufserfahrungen auf.
Der „sprunghafte“ Anschein im klassischen Lebenslaufes wird damit erfolgreich umgangen. Noch mehr Tipps für Bewerbungen mit „bunten Lebensläufen“ finden Sie in unserem Begleitvideo.

Über die Autorin:

Jasmin Biermann-Gässler ist Gründerin und Inhaberin von biema - beruflich richtig platziert
Jasmin Biermann-Gässler ist Gründerin und Inhaberin von “biema - beruflich richtig platziert” und der “biema Transfer GmbH”. Jedes Jahr coacht, berät und trainiert biema über 600 Menschen dabei, sich beruflich richtig zu platzieren.
www.biema.de