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Bedeutung der Kompetenzen: Wie zukunftsfähig ist ein Unternehmen?

Ein Gespräch mit dem Organisationsexperten Michael Ortiz, Geschäftsführer der Steinbeis Beratungszentren, zur Rolle der Kompetenzen für die Wandlungsfähigkeit von Unternehmen.
Veröffentlicht am 12.01.2022
Organisationsexperte Dr. Michael Ortiz, Senior Research Fellow am Ferdinand-Steinbeis-Institut und Geschäftsführer der Steinbeis Beratungszentren. | Bild: Holger Hagenlocher

Herr Ortiz, was sind eigentlich Kompetenzen und warum sind diese für Unternehmen wichtig?

Als Kompetenz wird die Fähigkeit verstanden, Wissen und Können so zu verbinden, dass bestimmte Herausforderungen bewältigt werden können. Im Beruf bedeutet das also berufsbezogene Aufgaben den Anforderungen entsprechend selbstständig und situationsgerecht erledigen zu können.

Was sich einfach anhört, kann bei komplexen Themen sehr anspruchsvoll sein. Deshalb ist die Gesamtheit der in einem Unternehmen vorhandenen Kompetenzen entscheidend, wie erfolgreich sich ein Unternehmen auf sich ständig ändernde Marktgegebenheiten einstellen kann.

Können Unternehmen denn aktiv auf die Kompetenzen Einfluss nehmen und sie lenken?

Ziel des Kompetenzmanagements im Unternehmen ist, die Potenziale, die jedes Unternehmen aufgrund vorhandener Mitarbeiterfähigkeiten und -fertigkeiten hat, effektiv zu nutzen. Für die nachhaltige Ausrichtung eines Unternehmens kann das aber nicht immer ausreichend sein.

Bei Neueinstellungen kann zudem gegengesteuert werden. Die Grundlage dafür aber ist, dass das Unternehmen erkennt, wie kompetent die gesamte Organisation aufgestellt ist. Was für jeden einzelnen Beschäftigten in seinem Fachbereich beobachtet und beschrieben werden kann, ist für eine Organisation in seiner Gesamtheit schon schwieriger.

Sie haben dazu den Unternehmenskompetenz-Check entwickelt. Was ist das?

Der Unternehmenskompetenz-Check, oder kurz gesagt: UKC, ist ein Instrument zur Analyse der in einem Unternehmen vorhandenen Kompetenzen. Dabei geht es nicht um einzelne Beschäftigte, sondern um die Gesamtheit der Kompetenzen eines Unternehmens. Mit dieser ganzheitlichen Betrachtung erhalten Unternehmen eine anschauliche und nachvollziehbare Aufgliederung nach Kompetenzebenen.

Unter Kompetenzen versteht jeder etwas anderes, welche Kompetenzen vergleichen Sie mit dem UKC?

Als Kompetenzebenen untersucht der UKC das vorhandene Wissen, die Innovationsfähigkeit, die Umsetzungskompetenz sowie nicht zuletzt die Kommunikationskompetenz.
Alle Ebenen werden zudem in weitere Kompetenzdimensionen unterteilt. Im Bereich Kommunikation sind das zum Beispiel die Kommunikation mit den Unternehmenspartnern oder das Kundenbeziehungsmanagement.

Darüber hinaus wird mit dem UKC X.O das Thema digitale Transformation in die Betrachtung miteinbezogen. Die Treiber für die Transformation sind dabei zum Beispiel die Digitale Unternehmenskultur, die entsprechenden Geschäftsmodelle oder die Vernetzung.

… und das bringt konkret?

Unternehmen können mit dem UKC auf einen Blick erkennen, wo ihre Stärken und Schwächen liegen.
Dieser qualitative Blick hilft dem Management gegebenenfalls gegenzusteuern, Angebote an den Kompetenzen auszurichten oder in bestimmten Kompetenzfeldern nachzubessern.
Das hilft nicht nur dem HR-Bereich beim Recruiting, sondern auch bei der nachhaltigen Planung von Transformationsprozessen – und das in jedem Fachbereich.

Aber im Wettbewerb macht das doch nur Sinn, wenn sich ein Vergleich anstellen lässt?

Genau. Deshalb erhalten Unternehmen mit dem UKC nicht nur ein eigenes Kompetenzprofil, sondern auch die Möglichkeit, das eigene Profil mit anderen Kompetenzprofilen aus der Branche oder aus der Region zu vergleichen. Diese Informationen sind in einer Datenbank hinterlegt, natürlich anonymisiert!

Und wie können Unternehmen einen solchen Kompetenzcheck durchführen?

Die Analyse kann in einer Kurzversion kostenlos im Internet als Selbst-Check durchgeführt werden. Ich empfehle aber, durch dafür ausgebildete UKC-Berater eine umfassendere Kompetenzanalyse durchführen zu lassen und diese anschließend mit den Beratern zu besprechen.

VON HOLGER HAGENLOCHER