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Die Automobilbranche ist im Umbruch

Die Automobilindustrie befindet sich in der größten Umbauphase, die die Industrie je gesehen hat, sagt auch Michael Schwabe, Vorsitzender der Geschäftsführung der ETO Gruppe. Erst recht für mittelständische Betriebe in der Region, die sich als Zulieferer von hochspezialisierten Teilen auszeichnen, kann die Umstellung Herausforderung und Chance zugleich sein.
Veröffentlicht am 30.04.2021
Die Mercedes S-Klasse als Elektroauto? Wer hätte das gedacht? Aber der Stuttgarter Hersteller startet mit dem EQS im zweiten Halbjahr. So viel Umbruch in der Branche war noch nie. | Bild: Daimler AG/dpa

Neue Antriebsformen gefragt

Durch die Abkehr vom Verbrennungsmotor hin zur E-Mobilität steckt die Automobilbranche mitten im Wandel. Michael Schwabe ist Vorsitzender der Geschäftsführung  der ETO Gruppe mit Sitz in Stockach und Vizepräsident der IHK Hochrhein-Bodensee. Er sagt: „Wir befinden uns aktuell in der größten Umbauphase, die die Industrie je gesehen hat.“ Die ETO Gruppe ist ein Anbieter von Sicherheits- und Umwelttechnik und mit ihren ESP-Steuermagneten sowie Lösungen für ABS-Systeme weltweit im  LKW-Markt führend. „2019 war das erfolgreichste Jahr in der ETO-Geschichte und 2021 könnte sogar noch besser werden“, sagt er.

Herausforderung und Chance zugleich

Gerade für mittelständische Betriebe, die sich als Zulieferer von hochspezialisierten Teilen auszeichnen, bedeute die Umstellung Herausforderung und Chance zugleich. „Für einen Elektromotor bedarf es viel weniger Teile. Wenn ein Hersteller aus dem automobilen Mittelstand sich aber auf ein Teil spezialisiert hatte, das durch den Wandel wegfällt, kann dies zu einer Unternehmenskrise führen“, so Schwabe. “Mittelständische Unternehmen arbeiten jedoch sehr kundenspezifisch und projektbezogen. Oft sind sie familiengeführt, entsprechend schneller und entscheidungsfreudiger als die Großindustrie.“ Die ETO Gruppe mit rund 2500 Mitarbeitern an weltweit acht Standorten investiere deshalb viel Geld in Forschung und Entwicklung, um technologisch führend zu bleiben. „Hingegen sehen sich Firmen, die reine Standardkomponenten produzieren, einem stärkeren Wettbewerb und dem zunehmenden Preisverfall gegenüber“, ergänzt Schwabe.

Entwarnung am Arbeitsmarkt?

Dass die Veränderungen sich negativ auf den Arbeitsmarkt auswirken, lässt sich beim Blick auf die aktuellen Arbeitsmarktzahlen nicht erkennen. So arbeiteten im Bezirk Konstanz-Ravensburg der Agentur für Arbeit knapp 5900 Menschen sozialversicherungspflichtig in der Automobilbranche. Dies entspricht knapp zwei Prozent der insgesamt Beschäftigten im Agenturbezirk, wo über 323000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte einer Arbeit nachgehen. Im Vergleich zu den Vorjahren blieb die Zahl der Beschäftigten bei Automobilproduzenten und Automobilzulieferern stabil. Beim Blick auf ganz Baden-Württemberg zeigt sich, dass die Anzahl der Beschäftigten von Ende 2018 (226000) sogar gewachsen ist. Stand: 30.September 2020: 228000. Diese Zahlen bieten jedoch keinen Ausblick in die Zukunft. Weil die Betriebe sich weiter digitalisieren sowie die Entwicklung in Richtung der E-Mobilität sich beschleunigt, ist eine Prognose schwierig.

Qualifizierungsmaßnahmen gefördert

Die Beschleunigung des Wandels ist so in vollem Gange. Das hat auch die Agentur für Arbeit erkannt: „Die Transformation in Richtung der E-Mobilität wird durch uns intensiv mit dem Qualifizierungschancengesetz (QCG) begleitet. Damit fördert und unterstützt die Agentur für Arbeit Unternehmen mit gezielten Qualifizierungsmaßnahmen für ihre Beschäftigten, um sich damit für die voranschreitende Digitalisierung zu rüsten“, so Walter Nägele, Pressesprecher des Bezirks Ravensburg-Konstanz der Agentur für Arbeit. „Wir appellieren deshalb an die Arbeitgeber, die Instrumente der Agentur für Arbeit zu nutzen.“

VON HOLGER HAGENLOCHER