You are here

Neues Jahr, neue Ziele? Veränderungen achtsam ausloten

Das neue Jahr ist noch jung. Der ein oder die andere nutzt diese Zeit gern, um in sich zu gehen und gute Vorsätze zu formulieren. „Wo möchte ich mich verbessern, wie will ich mich weiterentwickeln – auch beruflich?“
Veröffentlicht am 07.01.2023
Bild: Gajus – stock.adobe.com

Gerade zum Jahreswechsel werden üblicherweise viele Stellen frei, die neu besetzt werden müssen. Die Unternehmen buhlen regelrecht um die besten Talente, so Prof. Maike Andresen. Überstürzte Entscheidungen sind in dieser Situation aber nicht ratsam: „Wenn ich viel Angebot habe, dann führt das oft dazu, dass sich die Zufriedenheit mit dem aktuellen Job verringert“, sagt Andresen. Nach einem vorschnellen Wechsel des Arbeitgebers verspüren Beschäftigte zunächst einen Flitterwochen-Effekt – eine Anfangseuphorie ähnlich wie in einer neuen Beziehung: „Man sieht alles besonders positiv.“ Nach einigen Monaten stellt sich dann aber oft ein sogenannter Flitterwochen-Kater-Effekt ein: „Dann kehrt der Alltag ein und die Arbeitszufriedenheit geht zurück.“

Die Situation genau reflektieren

Vor einer Kündigung sollte man also erst einmal reflektieren, wie groß die Unzufriedenheit im Job wirklich ist und woher sie rührt. „Wir brauchen die Selbstreflexion, um auf dem richtigen Weg zu bleiben oder den richtigen Weg wiederzufinden“, sagt Karriere-Coachin Nelly Simonov. „Ganz einfach ist erst mal ein Gefühlscheck am Sonntagabend, also sich zu fragen: Wie geht es mir damit, dass die Arbeitswoche morgen startet?“, so Simonov. „Ist das die Tätigkeit, die mich erfüllt?“

Andresen empfiehlt, bei einer beruflichen Bestandsaufnahme persönliche Karriereziele zu definieren und zu prüfen, inwieweit man diese schon erreicht hat. In einem internationalen Forschungsprojekt hat die Betriebswissenschaftlerin daran mitgearbeitet, typische Karriereziele zu definieren: „Finanzielle Sicherheit ist eines, damit ist ein Grundbedarf gemeint. Ein anderes ist finanzieller Wohlstand, wenn man etwas mehr verdienen möchte.“ Zu den beliebten Karrierezielen gehören außerdem eine Work-Life-Balance im Sinne von genug Freizeit, Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten, Positives bewirken zu können, gute Beziehungen am Arbeitsplatz und im Unternehmen.

An kleinen Stellschrauben drehen

Selbst wenn Beschäftigte in der Reflexion feststellen, dass sie wirklich unzufrieden mit ihrer beruflichen Situation sind – es muss nicht gleich ein Jobwechsel sein. Christiane Gerwing, Coachin für Persönlichkeitsentwicklung, sieht zwei Wege, die man einschlagen kann. „Sie können versuchen, durch unterschiedliche Methoden an sich selbst zu arbeiten“, sagt sie.

Unter Umständen rührt die Unzufriedenheit im Job von Eigenschaften her, die man selbst mitbringt und die einem auch beim neuen Arbeitgeber zum Verhängnis werden können. Stellt man beispielsweise fest, dass man Schwierigkeiten damit hat, Nein zu sagen und Aufgaben auch mal abzulehnen, kann man daran gezielt arbeiten, um Stress zu reduzieren.

Die zweite Möglichkeit besteht Gerwing zufolge darin, etwas an den konkreten Aufgaben zu verändern. Hier hilft es, seine eigenen Motive zu kennen: Treiben einen besonders Beziehungen, Herausforderungen, Einflussmöglichkeiten oder Freiheiten an? „Wenn ich herausfinde, wie stark diese Motive jeweils bei mir ausgeprägt sind und wie sehr ich sie mit welchem Verhalten bereits umsetze, dann weiß ich schon sehr viel über mich“, so Gerwing. Gemeinsam im Team und mit den Vorgesetzten lässt sich schauen, inwieweit man die Tätigkeiten den eigenen Motiven anpassen kann: durch mehr oder weniger Kundenkontakt etwa oder eine Position mit mehr Handlungsspielraum. „Im Englischen nennen wir das Career Crafting oder Job Crafting“, sagt Maike Andresen. Sich also zu fragen, unter welchen Bedingungen der Job Spaß machen würde, und ihn entsprechend zu gestalten.

Monika Kolar / dpa