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Sinnerfüllte Arbeit motiviert

Ein Gespräch mit Michael Groos, Geschäftsleitung Personal- und Sozialwesen, und Haiko Schröter, stellvertretender Leiter Personal- und Sozialwesen zur Fachkräfterekrutierung bei den Kliniken Schmieder.
Veröffentlicht am 27.07.2022
Sind bei den Kliniken Schmieder die Verantwortlichen für die Personalrekrutierung: Haiko Schröter, stellvertretender Leiter Personal-und Sozialwesen (links) und Michael Groos, Geschäftsleitung Personal-und Sozialwesen (rechts). Bild: Kliniken Schmieder

Herr Groos, Herr Schröter, die Kliniken Schmieder sind stark gewachsen. Da stellt sich doch sicher auch die Frage nach dem qualifizierten Personal

Haiko Schröter: In der Tat. Wir beschäftigen heute rund 2200 Mitarbeiter an unseren sechs Standorten. Bei jährlich über 14 000 Patienten, die mit einer durchschnittlichen Verweildauer von drei bis vier Wochen in unseren Häusern sind, ist es wichtig, dass die Service- und Betreuungsqualität stimmt. Deshalb kommt der Auswahl der passenden Mitarbeiter eine große Bedeutung zu.

Michael Groos: Das Personalmarketing und die Personalbetreuung koordinieren wir zentral von unserer Hauptverwaltung hier in Allensbach, arbeiten dabei aber eng mit den Führungsteams an den einzelnen Standorten zusammen.

Die Kliniken Schmieder sind spezialisiert auf die neurologische Rehabilitation. Ist es in diesem Bereich schwierig, geeignetes Personal zu finden?

Groos: Selbstverständlich haben auch wir mit dem Fachkräftemangel zu kämpfen. Wenn bisher Ärzte und Pflegeberufe sogenannte Mangelberufe waren, so sehen wir heute auch einen Mangel in allen anderen Berufsfeldern. Aber wir sind seit vielen Jahren geübt und erfahren bei der Suche nach Fachkräften in Mangelberufen. Und so lässt sich sagen, dass wir auf einem schwierigen Arbeitsmarkt gut aufgestellt sind.
Grundsätzlich haben wir aktuell in Deutschland rund 200 000 Pflegekräfte zu wenig. Das liegt zum Teil am demografischen Wandel, aber auch an der Abwanderung in andere Bereiche. Es gibt einfach zu wenige Pflegekräfte. Deshalb rekrutieren wir auch Fachkräfte im Ausland.

Fachkräfte aus dem Ausland haben aber oft mit der Anerkennung ihrer Abschlüsse zu kämpfen und müssen viele Nachweise bringen.

Schröter: Ja, das ist richtig. Wobei Fachkräfte, die aus dem EU-Ausland kommen, einfacher die Gleichwertigkeit des Berufsabschlusses bestätigt bekommen.
Bei Fachkräften, die aus Nicht-EU-Ländern kommen, ist das deutlich schwieriger. Das dauert dann bis zu einem Jahr bis bei Ärzten die Approbation, also die Genehmigung zur Berufsausübung, erteilt wird.

Groos: Hier wären beschleunigte Verfahren von großem Vorteil, um dem erkennbaren Mangel entgegenzuwirken. Die zuständigen Genehmigungsstellen sind offensichtlich personell unterbesetzt. Aber das ist eine Frage der Politik, die hier an Lösungen arbeiten muss.

Die Integration der Beschäftigten aus dem Ausland ist sicher eine Herausforderung.

Groos: Wir haben Beschäftigte aus insgesamt 75 Nationen. Kulturelle Konflikte konnten wir bisher aber nicht feststellen. Das liegt zum einen an unserer sehr offenen Unternehmenskultur, unserer Willkommenskultur, zum anderen daran, dass Menschen, die im Gesundheitsbereich arbeiten grundsätzlich den Menschen zugewandt sind. So sind diese Mitarbeiter ein Gewinn für die Kliniken und auch ein Gewinn für unsere Patienten.

Schröter: An den Standorten unterstützen Integrationsbeauftragte den Integrationsprozess. Das Onboarding beginnt bereits beim Auswahlverfahren und bei der Unterstützung der Anerkennung des jeweiligen Abschlusses. Die Mitarbeiter sollen sich auf ihre Einarbeitung konzentrieren, weshalb wir sie auch bei der Suche nach Wohnraum und den Behördengängen unterstützen – und sie natürlich auch an ihrem Arbeitsplatz intensiv begleiten.

Heißt das, dass Sie mit ihren Auslandsaktivitäten den Bedarf an Fachkräften abdecken können?

Groos: Nein, natürlich ist die Mitarbeiterrekrutierung im Ausland nur ein Teil unseres Fachkräftemarketings. Darüber hinaus gibt es ein sehr erfolgreiches Mitarbeiterempfehlungsprogramm in den Bereichen Pflege, Ärztlicher Dienst und Therapie. Dabei kommt uns unser guter Ruf sehr zugute.
Es ist durchaus ein Vorteil, dass die Kliniken Schmieder bei unseren Zielgruppen sehr bekannt sind und eine hohe Reputation genießen. Unsere Mitarbeiter empfehlen uns mit ganzem Herzen weiter. Dazu trägt auch bei, dass der Sinn, den sie in ihrer Arbeit sehen, zusätzliche Motivation gibt. Gerade weil die Patienten eine längere Zeitspanne bei uns verweilen, lässt sich der Sinn und der Nutzen unserer Arbeit tagtäglich erkennen.

Bilden Sie auch aus – und gibt es weitere Möglichkeiten zur Anstellung?

Schröter: Jahr für Jahr beginnen 18 neue Auszubildende bei den Kliniken Schmieder in der Pflege im Rahmen der generalistischen Pflegeausbildung. Auch unserem Hilfspersonal geben wir die Chance, sich über das sogenannte Chancenqualifizierungsgesetz zur Pflegefachkraft weiter zu entwickeln. Zudem bieten wir duale Studienplätze in den Bereichen Soziale Arbeit und BWL- Gesundheitsmanagement an. Außerdem haben wir für Menschen, die bei uns ein Pflege- oder Therapiepraktikum absolvieren, ein Praktikantenbindungsprogramm entwickelt, um sie an unser Haus zu binden. Und auch beim Bundesfreiwilligendienst bieten wir eine Weiterbeschäftigung an.

Und wie sprechen Sie potenzielle Kandidaten an, die noch nicht in Kontakt mit Ihren Häusern sind?

Schröter: Grundsätzlich nützen wir fast jedes Personalmarketinginstrument. Von Out-of-home-Maßnahmen bis hin zur digitalen Ansprache. Hier schalten wir spezielle Targeting-Kampagnen, sind in den sozialen Medien präsent und setzen auf Bewegtbilder bei YouTube. Auch in den beruflichen Online-Netzwerken sind wir aktiv.

Groos: Dennoch spielen nach wie vor Stellenanzeigen, sowohl Online als auch Print, eine große Rolle. Und dabei setzen wir auch gezielt auf die lokalen Medien. Je nach Zielgruppe wird das passende Instrument ausgewählt.

Herr Groos, Herr Schröter – vielen Dank für das Gespräch!

VON HOLGER HAGENLOCHER