You are here

„Wer passt, der bleibt“

Britta Burth, Coach für Motivationsdiagnostik und Entwicklung, im Interview zum Thema "Motive" in der Personal- und Persönlichkeitsentwicklung.
Veröffentlicht am 06.12.2021
Britta Burth studierte nach einer Tanzausbildung Soziologie, Philosophie, Kunst- und Medienwissenschaften. 2005 kam dann der Quereinstieg in die Personalberatung, wo sie 14 Jahre blieb und Beratung von der Pike auf lernte. Seit 2019 ist sie als Coach für Motivationsdiagnostik und Entwicklung selbstständig.| Bild: Britta Bruth / Mehaniq – Adobe Stock

Frau Burth, was fasziniert Sie an dem Thema „Motive“ in der Persönlichkeitsentwicklung?

Motive sind Ausdruck unserer echten Bedürfnisse und diese zeigen sich über unsere Emotionen. Da geht es wirklich um den Kern. Was ist es, was mich wirklich bewegt, umtreibt, antreibt? Wer bin ich und was will ich wirklich? Wer das weiß, ist klar im Vorteil, weil er zumindest schon mal sein Ziel kennt und weiß, was ihn dazu bringt, dieses Ziel zu erreichen.

Warum sollte man seine Motive kennen?

Viele wissen gar nicht so recht, was sie eigentlich wollen und irren oft etwas orientierungslos durch die Zeit. Gerade junge Leute könnten diesbezüglich etwas Support gebrauchen. Bei der Jobwahl sein eigenes Motivationsprofil zu kennen, ist definitiv hilfreich. Erkenne dich selbst! Der Slogan aus der Antike ist sozusagen zeitlos gültig. Selbsterkenntnis ist nach wie vor der erste Schritt zum privaten und beruflichen Glück.

Welche Rolle spielen individuelle Motive in der Personalentwicklung?

Der Grundstein für jede gute Personalentwicklung heißt: ich kenne meine Leute. Ich weiß, was sie bewegt, antreibt und nach welchen Motiven sie streben und leben. Genau da kann ich dann ansetzen, um große Themen wie Selbststeuerung und Selbstwirksamkeit anzugehen oder einfach eine höhere Zufriedenheit zu generieren.

Was bedeutet das für Personaler?

Die Kunst der Personalentwicklung besteht darin, das Potenzial in den besonders starken Motiven abzurufen. Stärken stärken heißt die Devise. Und diese dann sinnvoll im Unternehmen einsetzen. Denn wer täglich das tun darf, was er am besten kann, arbeitet nicht nur lieber, sondern auch oft effizienter.

Welche Motive entscheiden, wer in welche Position passt?

Das ist abhängig von diversen Faktoren. Es kommt auf das Unternehmen, die Position, das Aufgabenfeld an. Jedes Unternehmen hat eine bestimmte Kultur. Wenn ich irgendwo einsteigen möchte, sollte ich zusehen, dass meine persönliche Werteskala mit der des Unternehmens weitestgehend übereinstimmt, dass ich mich mit dem Produkt und der Arbeitsweise in dem Unternehmen identifizieren kann und die Rahmenbedingungen für mich stimmen.

Können Sie hierfür Beispiele nennen?

Wer gerne unter Leuten und überzeugter Teamplayer ist, sitzt besser im Open Space Büro eines agilen Unternehmens als im stillen Einzelkämmerlein einer konservativen Struktur. Wer Verantwortung scheut, sich wenig für sein soziales Umfeld interessiert und insgesamt lieber abarbeitet, ist eher nicht die ideale Führungskraft.

Was spielt außerdem eine Rolle?

Neben der Fach- und Erfahrungskompetenz ist oft wichtiger, was genau diese Person an der Position interessiert. Will sie das wirklich? Passen Team und Aufgabenbereich zu den persönlichen Motiven?

Die perfekte Besetzung ist recht komplex, aber die Voraussetzung für eine solche ist erst einmal die Passung zwischen der eigenen Motivstruktur und dem, was im Job gefordert ist. Wer passt, der bleibt. Wer will, der kann.

VON HEIKE THISSEN