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Wie Unternehmen die Mitarbeiter der Zukunft finden

Hat der Buchhalter der Firma Talente als Hobbyschreiner? Wenn ja, dann könnte sein Arbeitgeber ihn vielleicht fragen, ob er beim Aufbau eines Messestands mithilft.
Veröffentlicht am 16.06.2020
Hat der Buchhalter der Firma Talente als Hobbyschreiner? Wenn ja, dann könnte sein Arbeitgeber ihn vielleicht fragen, ob er beim Aufbau eines Messestands mithilft. Bild: dpa

Der Wettbewerb wird härter

Die Wirtschaft ist im Wandel. Digitalisierung und Globalisierung erhöhen nicht nur den Wettbewerbsdruck auf Unternehmen, sondern verändern auch Arbeitsmodelle und Beschäftigungsverhältnisse. Zudem wird sich der Arbeitsmarkt für Fachkräfte von einem Arbeitgebermarkt zu einem Arbeitnehmermarkt entwickeln.

Vorausschauende Mitarbeitersuche

Unternehmen und Personalberater sind deshalb dazu übergegangen, kontinuierlich in beruflichen Netzwerken und den sozialen Medien nach geeigneten Kandidaten Ausschau zu halten. Der Vorteil des sogenannten „Active Sourcing“ besteht darin, dass Kandidaten gewonnen werden können, die nicht aktiv auf Stellensuche sind. Auch im eigenen Unternehmen können Talente mit besonderen Begabungen gefunden werden.

Führungskräfte gefordert

So sieht es auch Personalberaterin Sandra Ziehlinger aus Konstanz: „Es geht im Unternehmen darum, Führungskräfte zu sensibilisieren, dass sie vermehrt darauf achten, was Mitarbeiter besonders gut können“, so Ziehlinger. „Wer beobachtet, was einem Mitarbeiter besonders leichtfällt, erkennt die persönlichen Anlagen.“ Die Expertin rät zudem dazu, das gesammelte Know-how in einer Datenbank zu sammeln. „Gemeint sind zusätzliche Fähigkeiten, die sie über den eigentlichen Beruf hinaus beherrschen“, sagt Ziehlinger. „So manche Fertigkeit lässt sich dann nutzen, wenn ein Bedarf besteht.“ Als Beispiele nennt sie den Hobby-Schreiner, der zum Beispiel für den Aufbau eines Messestandes eingesetzt werden kann, oder einen Mitarbeiter mit besonderen Sprachkenntnissen, die bei Geschäftskontakten aus dem Ausland genutzt werden können.

Unterstützung bei Personalsuche

Auch begrüßt Ziehlinger es, Mitarbeiter als Unternehmensbotschafter einzusetzen, um so neues Personal zu gewinnen. Jedoch weist sie auf die Gefahr bei der Ausgestaltung von Prämienmodellen hin: „Wer nur denjenigen prämiert, der einen neuen Kollegen findet, frustriert die anderen Kollegen, die sich ebenfalls bemüht haben“, sagt die Personalexpertin. Stattdessen empfiehlt sie, den Einsatz der ganzen Belegschaft oder des Teams zu honorieren.

Begleitung bis zur Bewerbung

Auf das Zusammenspiel verschiedenster Kanäle setzt Maria-Therese Kainz vom Südkurier Medienhaus. Die Leiterin des Bereichs Employer Marketing beim Südkurier weiß, auf was es bei der Personalsuche ankommt. „Als Lösungsanbieter für Employer Marketing können wir Unternehmen, die auf der Suche nach geeigneten Kandidaten sind, komplett entlang der Candidate Journey beraten“, berichtet sie im perfekten Business-Deutsch. Candidate Journey (Kandidatenreise) bedeutet den Entscheidungsweg eines Bewerbers vom ersten Kontakt mit einem potenziellen Arbeitgeber bis zu seiner Bewerbung. „Wir bündeln unser gesamtes Portfolio für das Employer Marketing unter der Dachmarke JOBS IM SÜDWESTEN. Mit unseren Agenturen haben wir außerdem Spezialisten für die Entwicklung einer attraktiven Arbeitgebermarke im Haus“, so Kainz. Das Wichtigste bei der Bewerbung offener Stellen sei nach ihrer Erfahrung, dass Unternehmen sich stets authentisch darstellen. „Unabhängig davon, welche Medien Unternehmen nutzen, sollten sie darauf achten, dass alle Kanäle konsistent und attraktiv zusammenspielen.“

VON HOLGER HAGENLOCHER