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5 Dinge, die Chefs in Krisenzeiten nicht tun sollten

Es ist schwer, in Ausnahmesituationen immer zu wissen, was zu tun und zu sagen ist und davon sind Vorgesetzte genauso betroffen wie Angestellte.
Veröffentlicht am 29.01.2022
Bild: alphaspirit – stock.adobe.com

Doch weil es auf ihr Verhalten in Krisenzeiten ganz besonders ankommt, sollten Führungskräfte dabei auf jeden Fall folgende fünf Dinge unterlassen.

Hektisch Entscheidungen treffen

Uns Menschen ist es egal, ob wir vom Säbelzahntiger angegriffen oder von Corona bedroht werden. In beiden Krisen haben wir nur drei Möglichkeiten zur Auswahl: Angreifen, Weglaufen oder Erstarren. Leider ist keine der drei gut dafür geeignet, herausfordernde Situationen in einem Unternehmen zu meistern. Während schnell klar ist, dass Regungslosigkeit und Davonlaufen eher schaden als nutzen, lohnt es sich auch beim Angriff, genauer hinzusehen. Er ist nicht zwingend die beste Wahl – jedenfalls nicht, wenn er unüberlegt und hektisch passiert. Denn wenn Führungskräfte im Krisenmodus überstürzt Entscheidungen treffen, stehen die Chancen gut, dass sie dabei die langfristigen Folgen ausblenden. Doch gerade jetzt gilt: Zeit nehmen, Daten und Fakten sammeln, Prognosen studieren. Und dann wohlüberlegt festlegen, wo es langgeht.

„Machen Sie sich keine Sorgen“ sagen

Ein Vorgesetzter, der seinen Angestellten empfiehlt, sich keine Sorgen zu machen, tendiert dazu, die Sorgen seiner Mitarbeiter nicht ernst zu nehmen. Denn nur, weil er findet, dass Sorge an dieser Stelle nicht angebracht ist, bedeutet das noch lange nicht, dass sein Team das nach diesem Satz genauso sieht. Im Gegenteil: Er wirkt vielmehr schnell abweisend oder herablassend. Das gilt erst recht, wenn er keine genaueren Angaben dazu machen kann, warum die Mitarbeiter sich entspannen können. Es bleibt ein negatives Gefühl zurück. Wesentlich sinnvoller ist an dieser Stelle, darüber zu sprechen, was zu tun und nicht zu tun ist. „Konzentrieren wir uns auf …“, schafft Motivation, Handlungsbereitschaft und Optimismus – und von allen drei kann ein Unternehmen in der Krise nicht genug haben.

Die Kontrolle an sich reißen

Wenn der Laden nicht rund läuft, neigen Vorgesetzte dazu, in die Überkontrolle zu rutschen. Sie beginnen, ihrem Team zu misstrauen, Aufgaben an sich zu reißen und alles doppelt und dreifach zu prüfen. Doch das macht die Situation nur noch schlimmer, denn niemand kann (und will) eine Krise allein bewältigen. Wer sich als Steppenwolf empfindet, neigt dazu, Risiken zu unterschätzen, seine eigene Kompetenz überzubewerten, sich an Kleinigkeiten festzubeißen und dabei Wichtiges aus dem Blick zu verlieren. Viel sinnvoller ist hingegen, die Aufgaben und auch die Verantwortung auf mehrere Schultern zu verteilen und damit alle Baustellen fest im Blick zu behalten. Alle Mitarbeiter, die ein Interesse daran haben, die Krise gut zu meistern, werden ihren Teil dazu beitragen.

Vorwürfe machen

„Sie hätten das von Anfang an anders machen sollen!“, ist ein Satz, der nicht weiterhilft. Die Vergangenheit ist passiert und lässt sich nicht mehr ändern. Deshalb gilt vor allem in einer Krise, den Fokus auf den Lerneffekt zu lenken und daraus, was nach einem Fehler verändert werden kann. Mitarbeiter, die das Gefühl haben, dass sie für ihre Entscheidungen verurteilt werden, sind zu konstruktivem Denken nur noch eingeschränkt in der Lage und verschließen sich. Viel wichtiger ist aber, dass das Team seinen Glauben an die eigenen Fähigkeiten behält und handlungsfähig bleibt.

Lügen

Vor allem in Krisenzeiten sind Vorgesetzte auf den Rückhalt ihres Teams angewiesen. Wer sich hier mit kleinen Schwindeleien oder großen Lügen das Vertrauen seiner Mitarbeiter verscherzt, hat auf Dauer schlechte Karten. Denn wer einmal lügt, dem glaubt man nicht … Gerade in Wochen und Monaten, die für das Unternehmen schwierig sind, haben Transparenz und Ehrlichkeit oberste Priorität. Das schafft Sicherheit – selbst dann, wenn die Nachrichten nicht immer positiv sind. Chefs, die offen kommunizieren, helfen ihren Angestellten, Zusammenhänge zu verstehen und Angst oder Widerstand in produktive Energie umzuwandeln.

VON HEIKE THISSEN