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Ein Birkenwald fördert die Kreativität

Im neuen „HR-Lab“ will Steffen Fischer, Personalvorstand bei ifm (2.v.l.) mit seinen Mitarbeitern neue Arbeitsmethodiken erproben.
Veröffentlicht am 17.03.2020

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Im neuen „HR-Lab“ will Steffen Fischer, Personalvorstand bei ifm (2.v.l.) mit seinen Mitarbeitern neue Arbeitsmethodiken erproben. Foto: ifm

Moderne Arbeitsumgebungen sind wichtig

Wenn Personalgeschäftsführer Steffen Fischer den neuen Besprechungsraum der ifm-electronic in Tettnang betritt, steht er im Wald, genauer: Er steht vor einem Birkenwald, der als Tapete eine Wand des Besprechungsraums ziert. Davor stehen Sofas, auf einer Kommode thront ein Plüschhai, gegenüber sind ein langer Stehtisch und mit handschriftlichen Postern behängte Wände zu sehen.

Von Barcamps und Fireside Chats

Verglichen mit den übrigen Besprechungsräumen des Sensorspezialisten, der in Tettnang-Bechlingen 1800 seiner 7300 Mitarbeiter beschäftigt, wirkt der Ort exotisch, und das soll er auch. Denn im „HR-Lab“ geht es darum, kreative Kommunikationsformen und Arbeitsmethodiken zu entdecken – und vor allem auszuprobieren. Bei Formaten wie Barcamps, Fishbowls oder Fireside Chats „kommt es schon darauf an, wie der Raum gestaltet ist“, sagt Fischer. Mitte Februar ist das „HR-Lab“ eingeweiht worden, gemeinsam mit dem Surface Hub, der virtuellen Kollaborationsplattform von Microsoft, mit der ifm die internationale Zusammenarbeit stärken will – auch dies state of the art.

Räume für freieres Denken

„Corporate Coworking“ und „Corporate Innovation Labs“ nennen Fachleute solche Orte, die in immer mehr Unternehmen zu finden sind: Räume für freieres Denken, verbunden mit dem Versprechen, die Innovationgeschwindigkeit zu erhöhen. Aber sind bunte Wände und fiktive Bäume wirklich mehr als modischer Schnickschnack? Ja, sagt Yue Pan vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation. Sie hat für eine jüngst erschienene Studie zur „Raumpsychologie für eine neue Arbeitswelt“ erforscht, wie sich Arbeitsumgebungen auf Menschen auswirken. „Für kreative Denkprozesse eignen sich Elemente wie beschreibbare Oberflächen oder Naturelemente sehr gut“, so die Wissenschaftlerin, die für ihre Studie mehr als 300 Untersuchungen weltweit ausgewertet hat. Besonders unterschätzt sei derzeit noch der gezielte Einfluss von Düften.

Kein Plädoyer für Kickertische

Steffen Fischer ist als Leiter der Fachgruppe „Strategisches Personalmanagement“ im Bundesverband der Personalmanager über die Trends und Hypes der modernen Arbeitswelt bestens informiert. Umso kritischer blickte er auf die Heilsgewissheiten, mit denen manche Apostel der neuen Arbeitswelt alles Traditionelle pauschal für überholt erklären: „Bällebäder und Kickertische sind nicht New Work.“ Bei ifm sieht das hemdsärmeliger, handfester aus. In der ehemaligen Wartungshalle für Maschinen, in der die Personalabteilung untergebracht ist, gibt es Telefonboxen für ungestörte Einzelkonferenzen und Sitzlandschaften, die von Kollegen der Büros und der Produktion gleichermaßen für die Pause genutzt werden, aber zunehmend auch für spontane Meetings – alles genauso unaufgeregt wie sich der Personalgeschäftsführer selbst gibt. „Wir rennen nicht jedem Hype nach, aber stellen uns den Herausforderungen der neuen Zeit.“

Platz eins im Arbeitgeber-Ranking

Ganz falsch scheint man damit nicht zu liegen: Beim diesjährigen Arbeitgeber-Ranking des Magazins Focus und der Bewertungsplattform kununu.com wurde ifm in der Kategorie Elektro und Elektrotechnik erstmals auf Platz eins gewählt.

VON JENS POGGENPOHL