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Ethik und Diversity als Führungsstil?

Lange Zeit galt ein autoritärer Führungsstil als das Nonplusultra der Mitarbeiterführung. Der ist allerdings längst überholt. Heute rücken andere Führungsstile in den Fokus.
Veröffentlicht am 29.10.2022
Bild: Studio Romantic – stock.adobe.com

Mitarbeiterführung ist komplex. Strategische Entscheidungen, operative Aufgaben und nebenbei die Vertretung der unterschiedlichen Interessen der Angestellten - um all das unter einen Hut zu bringen, werden neue Ansätze im Führungsstil immer relevanter. Ethische Führung in Verbindung mit Diversity Management ist auf dem Vormarsch.

Führung wird wichtiger

Ein Blick in den Rückspiegel: In früheren Zeiten waren Bewerbern vor allem zwei Dinge wichtig – ein möglichst großes Gehalt und die Sicherheit, durch Krisen und Veränderungen hinweg beim Arbeitgeber zu bleiben.

Heute sieht das anders aus. Work-Life-Balance, nette Kollegen, flexible Arbeitsplatz- und Arbeitszeitgestaltung, Benefits – der Fokus von Mitarbeitern hat sich verschoben. Gehalt und Sicherheit sind immer noch wichtig, aber nicht mehr so stark wie früher.

Ebenfalls ein wichtiger Punkt in dieser Diskussion: Die Art und Weise, wie Mitarbeiter geführt werden. Gerade den Generationen Y und Z ist es wichtig, dass angemessen, fair und mit Weitblick geführt wird. Autoritäres Verhalten? Ein No-Go und Grund für viele, den Job gar nicht erst anzutreten oder sofort wieder zu kündigen.

Ethische Führung rückt in den Fokus

Klar, es gibt weitere Führungsstile neben dem autoritären, doch der ethische Führungsstil gewinnt immer stärker an Bedeutung. Was bedeutet das eigentlich?

Wer als Führungskraft ethisch führt, lebt seine eigenen Erwartungen und die des Unternehmens vor. Das bedeutet abgekürzt: Handeln nach den eigenen Werten, die im Einklang mit denen des Unternehmens stehen. So entsteht Glaubwürdigkeit und Authentizität. Genau das suchen Bewerber heute. Sie nehmen solche Führungskräfte als gerecht, vertrauenswürdig und umsichtig wahr.

Die Folge ethischer Führung ist eine zufriedenere Belegschaft. Das ist sogar empirisch belegt – Professoren der Universitäten Hongkong und Georgia haben das in ihrer Studie mit rund 30 000 Teilnehmern herausgefunden.

Wie führt man ethisch?

Die Königsfrage für Führungskräfte ist klar: Wie führe ich meine Mitarbeiter ethisch? Ein wichtiger Punkt ist das Diversity Management. Angesiedelt ist dieses übergeordnet im Personalmanagement. Es hat zur Aufgabe, die Vielfalt im Unternehmen zu fördern und Diskriminierung zu verhindern. Diese Diversität – von sexueller Orientierung über Menschen mit Handicap bis hin zu Kollegen verschiedener Nationalität oder Religion – ist ein wichtiger Baustein fürs Unternehmen. Sie ermöglicht differenzierte Blickwinkel auf Alltagssituationen. Während früher lediglich Ausgrenzung verhindert wurde, wird im Rahmen von Diversity Management heute die Vielfalt bewusst gefördert. Diese Aufgabe kommt auch auf Führungskräften und ihrer ethischen Führung zu. Konkrete Möglichkeiten können Gebetsräume, Sprachkurse, Gleichstellungsbeauftragte, alters- und behindertengerechte Arbeitsplätze oder eine variable Küche (vegan, koscher und Co.) sein.

Doch Diversity Management ist längst nicht die einzige Aufgabe, die es im Sinne ethischer Führung zu bewältigen gilt. Alle Beteiligten – von Geschäftsführung über Führungskraft bis Praktikant – müssen gewillt sein, diese Unternehmenskultur zu leben.

Fairness, Gleichheit, Integrität, der Mitarbeiter im Fokus, ein klares und ehrliches Rollenverständnis, Nachhaltigkeitsinteresse und Vorgaben zum ethischen Verhalten sind beispielhafte Ansätze und Werte, die Führungskräfte vorleben sollten, um ethisch zu führen.

Wird irgendwann nur ethisch geführt?

Viele Buzzwords sind in den vergangenen Jahren in den Fokus der Unternehmensführung gerückt - Inklusion, Ethik, Diversity, Gleichberechtigung – lange genug war es um solch wichtige Themen im Arbeitsumfeld still.

Ethische Führung mit all ihren vorgestellten Facetten ist mehr eine Leitplanke. Die Kernaussage der Diskussion um ethische Führung und Diversity Management: Der Mitarbeiter und das Miteinander rücken in den Fokus. Und zwar nicht der Mitarbeiter, wie ihn das Unternehmen sich gerne wünscht – sondern er wird respektiert als der, der er ist. Mit seinen persönlichen Eigenschaften, Wünschen und Vorstellungen.

Dies, natürlich unter Berücksichtigung aller unternehmerischen Ziele, gilt es als Führungskraft vorzuleben. So werden Unternehmen auch attraktiv für neue Generationen – und tragen ihren Teil zu wichtigen gesellschaftlichen Entwicklungen bei.

Von Johannes Striegel