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Fachkräftemangel im öffentlichen Sektor: Stadt macht sich fit für morgen

Auch für Kommunen stellt der Fachkräftemangel eine Herausforderung dar. Mit Seminarangeboten, Arbeitsmarktzulagen und viel Flexibilität versucht die Stadt Friedrichshafen Beschäftigte zu binden und zu gewinnen. Ein Gespräch dazu mit Steffen Lebherz, Abteilungsleiter Personaldienste.
Veröffentlicht am 26.07.2023
Bild: Holger Hagenlocher

Herr Lebherz, Sie sind Abteilungsleiter Personaldienste bei der Stadt Friedrichshafen. Für wie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind Sie und Ihr Team zuständig?

Aktuell arbeiten bei der Stadt Friedrichshafen rund 1.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – in ganz unterschiedlichen Bereichen: von klassischen Verwaltungsfachkräften über Fachkräfte für Bäder, auf dem Friedhof, in unseren städtischen Baubetrieben, im Klärwerk, bei der Feuerwehr, in der Veranstaltungsbrache und im Tourismus. Wir haben mehr als 50 verschiedene Berufsbilder. Was bei uns besonders ist: Wir betreiben mit dem Karl-Olga-Haus ein städtisches Alten- und Pflegeheim und sind Träger verschiedener Kindergärten. Wir sind übrigens der drittgrößte Arbeitgeber in Friedrichshafen.

Der Fachkräftemangel ist gerade ein bestimmendes Thema. Wie ist ihre Einschätzung dazu?

Da geht es uns leider nicht anders als anderen. Wir brauchen Unterstützung in der Kindertagesbetreuung, im Hoch- und Tiefbau, wir suchen Fachkräfte für klassische Verwaltungsaufgaben, unsere IT-Abteilung und vieles mehr. Daran wird sich auch in naher Zukunft nichts ändern.

Hilft Ihnen der aktuelle Tarifabschluss im öffentlichen Dienst bei der Gewinnung neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter?

Es ist sicherlich ein Aspekt, der bei der Berufswahl und der Entscheidung für eine Stelle mitspielt. Um Mitarbeitende zu gewinnen, bezahlen wir in verschiedenen Bereichen außerdem Arbeitsmarktzulagen.

Mitarbeiter gewinnen ist das eine, aber was tun Sie, damit die bestehenden, aber auch die neuen Mitarbeitenden bleiben?

Wir haben einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die seit vielen Jahren bei der Stadt Friedrichshafen arbeiten. Die Abteilungen sind teilweise sehr familiär, mit einem sehr guten Miteinander. Ehrungen über 25-jährige oder 40-jährige Betriebszugehörigkeit sind bei uns keine Seltenheit. Wir haben aber auch kürzlich eine Umfrage unter den Beschäftigten gemacht, um herauszufinden, was wir als Arbeitgeber noch besser machen können.
Außerdem gibt es bei uns einige Benefits, wie zum Beispiel unser internes Seminarprogramm „fit für morgen“, Zuschüsse zu EDV- und Gesundheitskursen unserer städtischen vhs oder finanzielle und zeitliche Unterstützung bei Fort- und Weiterbildungen. Relativ neu ist unser Angebot zur Teilnahme am Firmenfitnessprogramm mit EGYM Wellpass.

Was macht die Stadt Friedrichshafen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf?

Wir versuchen so flexibel wie möglich zu sein. Gleitzeit ist bei uns in der Regel Standard und es gibt in vielen Bereichen die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten. Wir haben Belegplätze für die Ferienbetreuung von Kindern und in bestimmten Fällen auch Belegplätze in Kindertageseinrichtungen. Für die Kurz- und Notbetreuung von Kindern im Kindernest gibt es einen Zuschuss. Es gibt die Möglichkeit einer bezahlten Pause – auch Sabbatical genannt. Wir haben uns auch die Frage gestellt: „Sind wir wirklich familienfreundlich?“ Vor kurzem haben wir mit dem Prädikat „Familienbewusste Kommune Plus“ der AG Netzwerk Familie Baden-Württemberg e. V. als erste Stadt im Bodenseekreis die Antwort darauf bekommen.

Wo suchen und finden Sie heute neue Kolleginnen und Kollegen?

Das kommt darauf an, welche Stellen wir zu besetzen haben. Zum Teil schreiben wir in den örtlichen Medien, wie im Südkurier oder Jobs im Südwesten, in Fachzeitschriften oder anderen Medien aus. Verstärkt suchen wir neue Mitarbeitende auf Social Media und Online-Plattformen. Wichtig ist auch die Mund-zu-Mund-Werbung. Derzeit erarbeiten wir zudem eine Arbeitgeberkampagne, um neue Wege zu gehen. Und natürlich können alle Interessenten sich über die vielseitigen Berufsbilder, die aktuellen Stellenangebote, Ausbildungsplätze sowie die Benefits der Stadt Friedrichshafen auf unserer Karriereseite unter https://www.friedrichshafen.de/karriere/ informieren.

Herzlichen Dank, Herr Lebherz, für das interessante Gespräch!

Von Holger Hagenlocher