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Gesunde Beschäftigte sind gut fürs Geschäft

Der deutsche Philosoph Arthur Schoppenhauer schrieb bereits Mitte des 19. Jahrhunderts: "Neun Zehntel unseres Glücks beruhen allein auf der Gesundheit“. Auch heute, rund 170 Jahre später, hat sich daran nichts geändert. Das Streben nach Gesundheit ist aber längst nicht mehr nur Privatsache, sondern hat höchste Relevanz für Politik, Gesellschaft und Wirtschaft.
Veröffentlicht am 10.04.2021
Tausende Läufer drängen sich in der Innenstadt von Frankfurt beim Start zum Firmenlauf JPMorgan Chase Corporate Challenge (Archivfoto). | Bild: dpa

Bevölkerungsentwicklung erhöht die Notwendigkeit

Gesunde und zufriedene Beschäftigte gelten heute als eine der wichtigsten Ressourcen für den wirtschaftlichen Erfolg und die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens. Fehlzeiten aufgrund gesundheitlicher Probleme sind für Unternehmen nicht nur kostenintensiv, sondern belasten Kolleginnen und Kollegen durch zusätzliche Mehrarbeit. Nicht selten führt dies zu einer Spirale aufeinanderfolgender Krankheitsfälle im Betrieb. Zudem wird es aufgrund der demographischen Entwicklung immer schwieriger, freie Stellen adäquat zu besetzen, weshalb es notwendig ist, die physische und psychische Leistungsfähigkeit der Mitarbeitenden aufrechtzuerhalten und zu fördern.

Arbeitgeber-Attraktivität steigt

Körperlich und seelisch gesunde Beschäftigte gehören zu den wichtigsten Ressourcen eines Unternehmens. So liegt es im Eigeninteresse jedes Arbeitgebers, seine Belegschaft vor gesundheitlichen Risiken zu schützen. Denn gesunde Mitarbeiter sind engagierter, leistungsfähiger und fallen seltener aus. Dazu kommt, dass Unternehmen, die glaubwürdig in die Gesundheit und Arbeitskraft ihrer Beschäftigten investieren, nicht nur die Produktivität erhöhen, sondern auch die Attraktivität als Arbeitgeber stärken. So ist es betriebswirtschaftlich nur logisch, dass sich immer mehr Betriebe gezielt um die Gesundheit ihrer Belegschaften kümmern, um wettbewerbs- und innovationsfähig zu bleiben.

Hoher Krankenstand zwingt zu Ursachenforschung

Häufen sich Fehlzeiten durch Krankheitstage, gilt es allerdings, auf Ursachensuche zu gehen und die richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen. Ein Obstkorb am Empfang reicht dazu meist nicht aus.  Wenn Krankheiten durch physische und psychische Fehlbelastungen am Arbeitsplatz ausgelöst werden, ist eine ganzheitliche Betrachtungsweise notwendig. Dabei müssen auch Arbeitszeitmodelle, die Führungs- und Kommunikationskultur sowie räumliche Gegebenheiten und die Arbeitsplatzergonomie berücksichtigt werden.

Arbeitsumfeld gesundheitsfördernd gestalten

„Je intensiver Menschen ihre neigungs-, fähigkeits- und interessengerechte Leistungskraft im Unternehmen zur Verfügung stellen und je stärker die Leistungsfähigkeit der Menschen erkannt und gefördert wird, desto besser kann sich ein Unternehmen im Markt positionieren und seine Profitabilität steigern“, ist sich Regina Brauchler sicher. Die promovierte Wirtschaftswissenschaftlerin ist Mitglied der Expertengruppe Steinbeis Consulting Group Personal und beschäftigt sich intensiv mit dem demografiegerechten Personaleinsatz. „Wer auf die Erfahrung und das Wissen von älteren Beschäftigten setzen möchte, kommt nicht darum, das Arbeitsumfeld entsprechend zu gestalten“, so die Personalexpertin.

Gesundheitsberichte der Krankenkassen geben Hinweise

 „Zuerst ist es für Unternehmen sinnvoll, dass sie die Altersstruktur analysieren. Auch die Gesundheitsberichte der ortsansässigen Krankenkassen sowie die betriebsinternen Krankenstandberichte können helfen, sich einen Überblick zu verschaffen“, rät Brauchler. „Aus einer sorgfältigen Analyse können dann betriebsspezifische Handlungsbedarfe und Maßnahmenempfehlungen abgeleitet werden.“

Psychische Gesundheit zunehmend gefährdet

Statistiken zeigen, dass vor allem die psychische Gesundheit von Beschäftigten zunehmend gefährdet scheint. In einer Studie der Universität St. Gallen geben 23 Prozent der Befragten an, sie seien von den Auswirkungen der Digitalisierung emotional erschöpft. Auch die Statistiken der Krankenkassen weisen die psychischen Erkrankungen zwischenzeitlich als die zweithäufigste Diagnose aus, die zur Arbeitsunfähigkeit führe.

Hilfreich zur Vermeidung können die Veränderung der organisatorischen Rahmenbedingungen oder eine mitarbeiterorientierte Führungskultur sein. Dabei können eine Schulungsmaßnahme, die Umgestaltung des Arbeitsplatzes oder ein verändertes Stellenprofil bereits viel bewirken. Auch eine Teamentwicklungsmaßnahme kann Belastungen mindern, wenn etwa ungelöste Konflikte oder zu wenig Kommunikation die Ursachen sind.

VON HOLGER HAGENLOCHER