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So geht Mitarbeiterführung 4.0

Wer morgen als Manager erfolgreich sein will, muss schon heute wissen, worauf es im digitalen Zeitalter wirklich ankommt.
Veröffentlicht am 09.06.2022
Bild: REDPIXEL - stock.adobe.com

Gute Mitarbeiterführung war schon eine Herausforderung, bevor der digitale Wandel eingesetzt hat. Doch seit technologische Entwicklungen die Art, wie wir kommunizieren, arbeiten, lernen und leben, immer wieder aufs Neue verändern, werden die Anforderungen an moderne Manager immer komplexer. Führen im 21. Jahrhundert verlangt bedingungslose Offenheit, maximale Beweglichkeit, sinnvolle Vernetzung und hohe Partizipation. Eine große Dynamik geht mit entsprechender Komplexität einher – eine Tatsache, auf die die Führungskräfte von heute und auch die von morgen unbedingt vorbereitet sein sollten. Nur so können sie ihren Job nicht nur zu ihrer eigenen, sondern auch zur Zufriedenheit ihrer Mitarbeiter ausfüllen.

LEADERSHIP 4.0 – WAS IST DAS EIGENTLICH?

Der Begriff Leadership 4.0 meint: Führungsverhalten muss zu den Anforderungen einer digitalisierten Welt passen. Der Diplompsychologe, Wissenschaftler und Business-Coach Prof. Dr. Johannes Moskaliuk schreibt in einem Blogbeitrag: „Wir könnten das auch ‚Digital Leadership‘ nennen – und meinen damit nicht nur, als Führungskraft digitale Medien für Kommunikation und Kooperation zu nutzen, sondern eben auch, das eigene Führungsverhalten an die Anforderungen der Realität, einer digitalen Realität anpassen.“ Die Führungsmethoden und Führungsstrategien, die in diesem Kontext hilfreich und zielführend sind, seien nicht neu. „Unter Schlagwörtern wie ‚wertorientierte Führung‘, ‚Full-Range Leadership‘, ‚Servant Leadership‘ oder ‚Transformationaler Führung‘ werden moderne Führungskonzepte diskutiert, die eine situationsbezogene, mitarbeiterfokussierte und motivationsfördernde Führung in den Blick nehmen. Das ist tatsächlich alter Wein in neuen Schläuchen. Was neu ist: Durch die Digitalisierung entsteht neuer Handlungsdruck.“ Im 21. Jahrhundert verlangen Unternehmen von Ihren Führungskräften, dass sie die Veränderungen, die sich durch die Digitalisierung ergeben, aktiv mitgestalten. „Der Begriff Leadership 4.0 ist deshalb auch ein Statement: Der durch die Digitalisierung begonnene Veränderungsprozess Industrie 4.0 wird in einem Unternehmen nur erfolgreich sein, wenn sich auch Führungsstrategien, Führungsmethoden und die Haltung der Führungskräfte anpassen“, ist Moskaliuk überzeugt.

HEUTE SCHON AN MORGEN DENKEN

Man braucht also keinen Bachelor in Mitarbeitermotivation, um zu verstehen, dass ein klassischer Führungsstil nicht mehr zur Arbeitsweise im digitalen Wandel passt. Wenn immer mehr Aufgaben im Unternehmen in digitalen Prozessen aufgehen, zählt plötzlich wieder das, was echte Menschen von künstlichen Maschinen unterscheidet: Kreativität, Empathie und Kommunikation. Das verlangt den Chefs so einiges ab, nämlich eine emotional intelligente und transparente Führung, die es den Mitarbeitern erlaubt, die Herausforderungen des Unternehmensalltags kreativ anzupacken. Auch Fehler zu machen und konstruktiv damit umzugehen, und jedes Rädchen im großen Ganzen genau dort einzusetzen, wo es am besten hinpasst, gehört dazu.

DER KÜRZESTE WEG ZU MOTIVIERTEN MITARBEITERN

Emotional intelligente und transparente Führung kommt auf langen Strecken auch ohne 3-D-Animation und virtuelle Meeting Rooms aus. Was sie aber sehr wohl braucht, damit sie ihren Zweck der Mitarbeitermotivation erfüllt, sind die rechten Worte zur rechten Zeit. Mit einem „Das interessiert mich“ zeigen Vorgesetzte, die ihre Mitarbeiter auf Dauer halten wollen, aufrichtiges Interesse für deren Arbeit. Ein „Ich bin froh, dass wir Sie haben“ transportiert echte Wertschätzung. Vorgesetzte, die es schaffen, den Beitrag ihrer Mitarbeiter zum Erfolg des Unternehmens zu wertschätzen – und das am besten auch noch im Beisein der Kollegen – geben ihnen einen Motivationsschub, den die meisten mehr genießen als einen Blumenstrauß oder eine Schachtel Pralinen. Die Frage nach dem „Was würden Sie tun?“ fällt vielen Vorgesetzten schwer, schließlich wird von ihnen erwartet, dass sie auf jede Frage eine Antwort und für jedes Problem eine Lösung haben. Doch bei genauem Hinsehen kann ein „Was würden Sie tun?“ eine sehr subtile und noch dazu sehr charmante Form des Lobes sein. Der Angestellte erhält die Möglichkeit, sein Wissen und sein Können weiterzugeben, ohne, dass der Chef dadurch sein Gesicht verliert. Das steigert das Gefühl der Mitbestimmung und der Wertschätzung. Und wie wäre es mit einem „Vielen Dank“? Es sind nur zwei Worte. Doch ob Mitarbeiter sie zu hören bekommen oder nicht macht für sie einen großen Unterschied, wenn es darum geht, für den Arbeitgeber das Beste zu geben. Leadership 4.0 ist also gar nicht so schwer.

5 BÜCHER, DIE LEADER VON MORGEN GELESEN HABEN SOLLTEN

Don Clifton: „Erkenne deine Stärken“
Gerade an der Schwelle zur Studien- und Berufswahl stellt sich jeder junge Mensch die Frage: Worin bin ich eigentlich richtig gut? Mit welchen Tätigkeiten, in welchem Beruf will ich mein Leben verbringen? Wie kann ich meine Talente am besten einsetzen und auch für meine Karriere nutzen? Zum Glück gibt es den berühmten Gallup Stärkentest auch für Studierende und Berufseinsteiger. Dieser Online-Test offenbart die fünf größten Talente und gibt Empfehlungen, wie diese am besten im Studium und im Berufsleben genutzt und weiterentwickelt werden können. Denn wer weiß, wo seine Stärken liegen, hat im Leben die besten Chancen, erfolgreich und zufrieden zu werden.

Dale Carnegie: „Wie man Freunde gewinnt“
Wer dieses Buch auf den aktuellen Bestseller-Listen sucht, wird nicht fündig: Es ist bereits seit mehr als 80 Jahren auf dem Markt. Das ändert nichts daran, dass sein Inhalt auch heute noch gültig ist – nicht nur fürs Privat-, sondern auch und vor allen Dingen fürs Berufsleben. Der Autor vermittelt essenzielle Soft Skills, die auch im 21. Jahrhundert aus dem Büroalltag kaum wegzudenken sind. Er erklärt Gesprächspraktiken, Regeln der erfolgreichen Kommunikation und vieles mehr und schnürt so ein Paket, mit dem Führungskräfte und Manager nicht nur herausragend führen, sondern auch motivieren können. Darin enthalten: Wie man Freunde gewinnt, wie man auf neuen Wegen zu neuen Zielen gelangt, wie man beliebt wird, wie man seine Umwelt beeinflusst und vieles andere mehr.

Daniel Kahnemann: „Schnelles Denken, langsames Denken“
Daniel Kahnemann ist nicht nur Nobelpreisträger für Wirtschaft. Er ist auch ein hervorragender Autor, der seinen Lesern anschaulich erklärt, wie sie ihr Denken verändern. Relevant für Manager und Führungskräfte ist es deswegen, weil das Treffen von Entscheidungen im Mittelpunkt steht. Wie lassen sich herausfordernde Entscheidungen souverän fällen, ohne, dass im Anschluss schwerwiegende Konsequenzen drohen? Kahnemann vermittelt in seinem Leitfaden, wie es geht: nämlich mit schnellem Denken und langsamen Denken. Er behandelt dabei auch die Frage, warum Zögern ein überlebensnotwendiger Reflex ist.

Jim Collins: „Der Weg zu den Besten“
Wie gelingt es Spitzenunternehmen, sich in ihrer Position über Jahre und Jahrzehnte zu halten? Dieser Frage ist Jim Collins nachgegangen. Bei der Suche nach der Antwort ist er auf sieben Schlüsselfaktoren gestoßen. Und er hält mit seinem mühsam erarbeiteten Wissen nicht hinter dem Berg. Schritt für Schritt erklärt er, wie sowohl jeder Einzelne als auch ein ganzes Unternehmen ihre guten Ideen in Spitzenleistungen umwandeln können. Das Buch ist dennoch weniger ein Todo-Buch, das sich direkt umsetzen lässt, sondern vielmehr eine Anregung zum Nachdenken, welche Grundausrichtung des Managens Firmen erfolgreich macht.

Daniel H. Pink: „Drive: Was Sie wirklich motiviert“
Mitarbeitermotivation ist eine der größten Herausforderungen im Arbeitsalltag von Managern und Führungskräften. Ist es das Geld, das hier Wunderdinge verrichten kann? Natürlich nicht. Pink kommt zu der Erkenntnis, dass Arbeitnehmer großen Wert legen auf ganz andere Dinge. Drive demonstriert, dass das Prinzip von Bestrafung und Belohnung nicht funktioniert, um Menschen für die Herausforderungen von heute zu motivieren – im Job nicht und im Privatleben auch nicht. Echte Motivation bringt mit, wer selbst über sein Leben bestimmen und Neues erschaffen kann, mit dem er seine eigene Lebensqualität und die Welt verbessert.

VON HEIKE THISSEN